Gedenken an die Helden des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus 80. Jahrestag des 20. Juli 1944Heute gedenken wir der Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Heute vor 80 Jahren versuchten einige entschlossene Offiziere der Wehrmacht Adolf Hitler zu töten und Deutschland vom Nationalsozialismus zu befreien. Heute wisse wir: Fast alle, die bei der Planung und Ausführung der versuchten Tyrannentötung und der anschließenden Operation Walküre mitwirkten, wurden anschließend der erbarmungslosen Unrechtsjustiz des NS ausgeliefert und ermordet. "Das Attentat muß erfolgen, coûte que coûte. Sollte es nicht gelingen, so muß trotzdem in Berlin gehandelt werden. Denn es kommt nicht mehr auf den praktischen Zweck an, sondern darauf, daß die deutsche Widerstandsbewegung vor der Welt und vor der Geschichte unter Einsatz des Lebens den entscheidenden Wurf gewagt hat. Alles andere ist daneben gleichgültig." Mit diesen Worten wandte sich einer der wesentlichen Urheber des Umsturzversuchs, Henning von Tresckow an Claus Schenk von Stauffenberg.Neben den Beteiligten aus dem Offizierskorps waren auch Politiker der vorher verbotenen Parteien, Gewerkschaftler, aber auch aktive Nationalsozialisten für den 21. Juli sozusagen vorgesehen. Wir wissen aus historischen Quellen, dass die vorgesehene Reichsspitze aus Reichspräsident Generaoberst Beck und Reochslanzler Goerdeler schon in der geplanten Rundfunkansprache die Wiederherstellung der Rechtsstaatlichkeit als erstes innenpolitisches Ziel verkünden wollten und auch die damals weiterlaufenden Verbrechen zu stoppen beabsichtigten.Natürlich wäre auch eine rasche Bitte um Waffenstillstand nötig gewesen und wahrscheinlich auch erfolgt. Der Krieg war nicht mehr zu gewinnen. Nach dem 20. Juli mordeten die Nazis weiter. Nach dem 20.07.1944 starben mehr Deutsche im Krieg als in den gut fünf Jahren zuvor zusammen.Fast alle Beteiligten des 20. Juli waren nicht von Anfang an gegen den Nationalsozialismus gewesen, viele waren Mitläufer, viele aber auch zunehmend begeistert, so lange Expansion und Krieg gut zu laufen schienen. Es ließ sich für Berufsoffiziere auch Karriere machen. Die meisten Beteiligten waren keine Demokraten- einige der fürs Kabinett vorgesehenen Minister allerdings als Mitglieder von SPD, Zentrum, der DDP oder der Gewerkschaften schon. Stauffenberg und Co sind nicht frei von Schuld oder Verantwortung dafür, dass die Nazis so lange so viele Verbrechen verüben konnten, teils begingen sie aktiv Verbrechen, am völkerrechtlich geächteten Angriffskriegen beteiligten sie sich ohnehin und führten auch berüchtigten Befehle wie den Kommissarbefehl aus. Sie erkannten aber, dass etwas für Deutschland getan werden musste. Sie erkannten es, handelten und bezahlten mit ihrem Leben dafür. Damit zeigten sie aber auch, dass nicht alle Deutschen 1944 noch hinter dem "Führer" und seinen Spießgesellen standen.Wenn man daran erinnert, dass die Widerstandskämpfer des 20. Juli keine Demokraten waren und sehr lange Hitler unterstützten, dann muss dabei beachtet werden, dass sie typisch für die Mehrheit der Deutschen waren. Hitler, gleichwohl nie bei einer freien Wahl mit Mehrheit gewählt, verkörperte für viele den Wiederaufstieg Deutschlands nach dem Versailler Vertrag, den Anschluss Österreichs und der Sudeten, die wirtschaftliche Erholung nach der Weltwirtschaftskrise und den Ausbau des Sozialstaats für Angehörige der NS-"Volksgemeinschaft". Man mag hypothetisch fragen, um wie viel besser der Lauf der Geschichte hätte sein können, wenn die Siegermächte des Weltkrieges sich so wohlwollend der Weimarer Republik gegenüber gezeigt hätten, oder, was passiert wäre, wenn der Antidemokrat Hindenburg nicht aus Eigeninteresse (Osthilfe) Brüning 1932 entlassen hätte. Denn seit der Frühjahrsbelebung 1932 kam es zu einem Wirtschaftsaufschwung, dessen Früchte Hitler erbte. Ohne Entlassung Brünings und ohne Auflösung des Reichstags hätten die nächsten Wahlen erst 1934 stattgefunden, wenn, wie wir heute wissen, Deutschland zwei Jahre wachsender Wirtschaft und sinkender Arbeitslosigkeit hinter sich gehabt hätte.So aber wurde Hitler Kanzler und beseitigte Demokratie, und Rechtsstaatlichkeit, diskriminiert erst, verfolgte dann und ermordete schließlich diejenigen, die nicht ins Bild der Nazis von ihrer so genannten "Herrenrasse" passten oder andere Ansichten hatten. Nicht jeder machte mit, aber Umfang und Aktivität von Opposition und Widerstand war insgesamt gering.Sicher, Unterdrückung und Propaganda wirkten, aber nicht wenige passten sich an und partizipierten am NS. Bis auf wenige Ausnahmen wurde niemand gezwungen Nazimitglied zu werden. Viele Deutsche waren, das muss man klar konstatieren, Antisemiten gewesen, gewiss nicht immer so, dass man die Juden gleich umbringen wollte, aber wenn der jüdische Nachbar vor Kriegsbeginn zwangsemigrieren musste, beteiligte man sich schon ganz gerne an den Arisierungen. Und was die Ermordung der Juden (neben anderen Gruppen) betrifft: Es gibt ja Beispiele dafür, dass von den Soldaten oder Polizisten, denen man die freie Wahl gab, jüdische Frauen und Kinder zu erschießen, sich 85-90% dafür entschieden zu morden, der Rest hatte sich, nachdem versprochen worden war, dass ihnen keine Konsequenzen drohten, dagegen entschieden, wie 1942 in Josefow geschehen. Man sollte hierbei auch nicht vergessen, dass ein paar spätere Widerstandskämpfer aktiv am Holocaust beteiligt gewesen waren.Und doch gab es Deutsche, die nein sagten. Für die Opfer des NS ließ beten der selige Bernhard Lichtenberg, gestorben beim Transport ins KZ Dachau. Er hatte auch gegen die Ermordung von Menschen mit Behinderung protestiert. Georg Elser versuchte ohne Hilfe anderer Hitler 1939 in die Luft zu sprengen, 1945 ermordet. Bei besserem Wetter hätte das funktioniert. Kommunistische und sozialdemokratische Gruppen agierten auch, nicht wenige von ihnen bezahlten dies mit ihrem Leben, mindestens aber mit ihrer Freiheit. Dies gilt auch für liberale, christliche oder konservative Kreise damals.Es gehört indes auch gesagt, dass das bürgerliche Spektrum, sofern es nicht schon vor 1933 zu den Nazis übergelaufen war, 1933 nicht alles tat, um die Demokratie zu schützen. Ja, es gab massiven Druck, auch physisch durch die SA als Hilfspolizei, dennoch stimmten Liberale und das Zentrum für das Ermächtigungsgesetz. Ja, es gab interne Opposition dagegen, aber dennoch leistete man damit nicht alles, was möglich gewesen wäre.Wenn wir heute den Widerstand ehren, dann tun wir damlt recht. Seit über 50 Jahren haben wir Deutschen auch das Verfassungsrecht, Widerstand gegen jeden zu leisten, der unsere Freiheitlich-Demokratische Grundordnung beseitigen will, wenn andere Abhilfe nicht mehr möglich ist. Man möchte innerlich hinzufügen, auch die Pflicht dazu. Denn heute gilt, damit es so etwas wie der Operation Walküre gar nicht erst bedarf: Nie wieder!
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