CDU-Stadtverband Marl

Antrag der CDU-Fraktion: „Wasserstände“ – Lost Place – Abenteuerspielplatz oder Landschaftskunstwerk

Sehr geehrter Herr Dargel,

 

bitte setzen Sie folgenden Antrag auf die Tagesordnung des kommenden Kulturausschusses:

Der Ausschuss beschließt die Erstellung eines Maßnahmenkonzeptes zur Attraktivierung des Standortes Landschaftskunstwerkes Wasserstände zu erstellen. Die vorgeschlagenen Einzelprojekte in der Begründung sind in die Erstellung des Konzeptes einzubeziehen.

Die Verwaltung wird beauftragt diesen Beschluss zeitnah mit der Umgestaltung der Lippeauen umzusetzen.

Begründung:

 

Die Römer-Lippe-Route gehört zu den schönsten Flussradwegen Deutschlands und macht einen Abstecher durch das nördliche Marler Stadtgebiet. Die Route wird jetzt neben neun weiteren Flussradwegen in ganz Deutschland als Teil der Germany’s Top River Routes international beworben und lädt Interessierte unter anderem zur Erkundung ma(r)lerischer Landschaften ein. Auf den Sattel, fertig, los!

Das Landschaftskunst-Projekt, welches aus dem ehemaligen Wasserwerk des Chemieparks gestaltet wurde, setzt das Thema „Wasser“ in seiner Ursprünglichkeit in den Fokus. Es verdeutlicht, wie sich die Natur ein vormals industriell genutztes Gelände „zurückerobert“ und damit einen Industriestandort zu einem Ereignisfeld künstlerischen Wandels macht. Das Kunstwerk bleibt sich selbst überlassen, kein Mensch greift ein. Im Areal ist ein Lebensraum für die ungehinderte Entfaltung und den Erhalt von Flora und Fauna entstanden und zu betrachten.

So die Werbung der Stadt Marl auf den Marler Internetseiten. Die Bewerbung der Römer-Lippe-Route umfasst ähnliche Beschreibungen. Die Werbung ist das Eine, die Wirklichkeit das Andere. Parallel wird im Internet auch als Lost-Place der gleiche Bereich beworben, wenn auch geografisch Haltern zugeordnet, handelt es sich um die Marler Wasserstände.  Jugendliche nutzen das Landschaftskunstwerk eher für sportliche Zwecke. Spaziergänger berichten von Inline-Skatern auf dem zerklüfteten Dach der Anlage. Ja und wie ist die Resonanz bei denen, die zur Betrachtung des Landschaftskunstwerkes kommen? Vermutlich sind es nicht viele. Wer aus Marl kennt das Landschaftskunstwerk?

All das kann nicht, im Sinne des Marler Kulturangebotes, unser Ziel sein. Marl ist Deutschlandweit einer der angesagtesten Standorte für Skulpturen im öffentlichen Raum. Für diese haben wir Verantwortung, für diese wollen wir mit attraktiven Konzepten die Besucher ansprechen.

Der CDU Ortsverband Marl-Nord und der CDU Ortsverband Sickingmühle haben sich im Rahmen einer Ideenfindung mit der Attraktivitätssteigerung des Landschaftskunstwerkes, besser gesagt mit dem Umfeld der Wasserstände befasst.

Eine umfangreiche Vorschlagsliste ist dabei erarbeitet worden. Die CDU Fraktion nennt einige als Beispiel die in das Maßnahmenkonzept einfließen können. 

1.      Aussichtsplattform

Der Betrachter der Wasserstände steht teilwiese vor einer grünen Wand. Das Erlebnis der Zurückeroberung der Natur ist so nicht erkennbar. Ein erhöhter Standort wäre die Lösung und hätte einen zusätzlichen Erlebnischarakter. Zweiter Aspekt ein guter Rundumblick. Lippe-Auen, Kanal, Industriehafen, Freizeitsport-Kanal. Ein visuelles Erlebnis erster Klasse. Eine Landmarke würde mit dieser Plattform geschaffen. Eine Landmarke an der Lippe? Da kommt zwangsläufig eine naheliegende Idee. AV Schacht 8 wird in zwei Jahren renaturiert, eine Landmarke, der Förderturm in Form eines großen A verschwindet. Dieser Turm in verkleinerter Form. Mit einer Aussichtsplattform würde auch viele Jahre nach Ende des Bergbau’s eine Erinnerung an diese Zeit. Je nach Höhe wird die Plattform einen sensationellen Überblick, nicht nur über das Kunstwerk geben. Ein Highlight das sicher ein Besuchermagnet wird. Wie bei der Emscherkunst ist der Turm ein weiteres Kunstwerk der Lippekunst. 

2.      Lippefähre

Noch wird am Lippedeich gearbeitet, die Lippeauen umgestaltet. Eine gute Gelegenheit eine Lippefähre, als Verbindung für Wanderer und Radfahrer in Marl anzulegen. Die beiden Fähren in Dorsten und Flaesheim werden gut frequentiert und sind touristische Attraktionen. Genau dies ist der Grund, im Umfeld des Landschaftskunstwerkes Wasserstände so einen attraktiven, abenteuerlichen Übergang in die Diskussion zu bringen. Die Victoria Schleife, der Lippe-Römer-Route, könnte so ohne den Rückweg über die Lippramsdorfer Straße, direkt Sickingmühle und Lipppramsdorf bzw. die Lippe-Römer-Route verbinden.    

3.      Blaue Klassenzimmer (Beschluss schon gefasst)

Das „Blaue Klassenzimmer“ ist ein kleines Amphitheater direkt am Gewässer. Auf terrassenförmig angeordneten Natursteinblöcken haben die Schülerinnen und Schüler und Lehrerinnen und Lehrer die Möglichkeit, sich zu setzen und einen anschaulichen Unterricht im Freien durchzuführen: Das Blaue Klassenzimmer erlaubt so durch seine Lage den unmittelbaren und anschaulichen Bezug zum Element Wasser. Ideal beispielsweise für den Biologieunterricht im Freien.

Blaue Klassenzimmer gibt es mittlerweile an verschiedenen Orten ob im Emschertal, an der Stever oder anderen Flüssen und Bächen, sie bieten als Freiluft-Lernorte Schülerinnen und Schülern die Gelegenheit, das Gewässer mit all seinen interessanten Themenfeldern kennenzulernen. Dass das funktioniert zeigen die bereits eröffneten „Blauen Klassenzimmer“.

Zur Attraktivitätssteigerung wäre ein Standort an der Lippe an den Wasserständen ein weiterer Baustein. Kooperationspartner wäre der Lippeverband.  

4.      Skulpturenpfad zum zweiten Standort des Skulpturenmuseums (Paracelsus-Klinik)

Marl hat drei Standorte des Skulpturenmuseums. Die Konzentration der Außenskulpturen sind am Creiler-Platz und um den City-See und Friedenspark. Die beiden Standorte Glaskasten und Scharounschule werden durch einen im Aufbau befindlichen Skulpturenpfad verbunden. Die CDU-Fraktion beabsichtigt die Vernetzung der bestehenden Skulpturen im städtischen Raum und natürlich dessen Erweiterung im Stadtgebiet. Dafür soll der Skulpturenpfad auf einer Nord-Süd Achse, perspektivisch mit einem östlichen Zweig erfolgen.

Im ersten Schritt geht es um die Einbindung des bisher solitären Landschaftskunstwerk Wasserstände.  Über die Einbindung der bestehenden Kunstwerke wie an der Grundschule Sickingmühle, Merkelheiderweg vor DRK-Kindergarten, Kunst am Bau Waldsiedlung, Königin Victoria Hülsstraße, Gänsebrink, plus Neupositionierung von Kunstwerken, kann der dritte Standort des Skulpturenmuseums, die Paracelsus-Klinik erreicht werden. Von dort bis zur Scharounschule ist es nicht weit.   

Die Kunstmeile Recklinghausen mit den aktuellen Erweiterungsbeschlüssen kann bei der Planung einbezogen werden. Beispiele: Visualisierung, Beleuchtung, Beschilderung etc.

Weiterer Aspekt kann die zukünftige Freizeitnutzung der Halde Brinkfortsheide mit weiteren Standorten für Skulpturen sein.

Mit den Wasserständen beginnend muss der Geschmack auf mehr „Marler“-Kunst geweckt werden.

5.       Lippekunst

Der Emscherkunstweg ist eine ständige Sammlung von Kunst im öffentlichen Raum, die jederzeit und kostenlos für alle zugänglich sind. Das Landschaftskunstwerk Wasserstände ist Ziel der Viktoriaschleife genannten Seitenroute der Lippe-Römer-Route. Aus eins mach mehr und aus Emscherkunst(weg) wird Lippekunst(weg). Als Vorschlag für das zweite Kunstwerk kann wieder die Emscherkunst oder der RuhrtalRadweg Anregung bieten. Ein verwaister, ausgemusterter Strommast steht am Lippeufer. Zauberlehrling heißt eine interessante Installation aus einem Strommast oder die bunten Platten an Strommasten eine weitere Anregung.

Die Victoriaschleife wäre um weitere Attraktionen ergänzt und „Lippekunst“ wäre geboren.  Sicherlich ein Projekt das über die Viktoriaschleife und über die Stadt Marl hinausgehen kann und überörtlicher Partnerschaften bedarf. Wie beim Emscherkunstweg könnten es der Lippeverband und die Urbanen Künste Ruhr sein. Die Industrie als Partner sowohl gate.ruhr wie Chemiepark sind räumlich ja Nachbarn und die Anbindung zur Route der Industriekultur so darstellbar.

6.       Sommercafe, Kulturabend an den Wasserständen, Illumination Wasserstände

Erlebnis Wasserstände. Wenn einige der vorhergehenden Punkte einen attraktiven Ort geschaffen haben, lassen sich durch eine Veranstaltungskette weitere Besucher gewinnen. Es muss eine Mischung aus Kulturvermittlung, Entspannung, Vergnügen und Erlebnis stattfinden.

7.       Radweg entlang Lippe / Wanderrouten Lippe-Auen

Wandern hat in Corona-Zeiten einen hohen Stellenwert erlangt. Zwischen Lippe und Kanal das Wegenetz für Wandertouren und Radtouren nutzen und an einigen Stellen verbessern, durch Ergänzungen oder Querverbindungen (z.B. Lippefähre) und Wegweiser.  Die Viktoriaschleife könnte durch interessante Wegeführung, statt der Route am Kanal, durch die Lippeauen geführt werden. Dazu wäre eine attraktive Holzsteganbindung (Beispiel im Waldgebiet Die Burg) unterhalb der Brücke an der Lippramsdorfer Straße nötig.

8.       Route der Industriekultur

Mit dem Chemie-Park, als Ankerpunkt der Route der Industriekultur, besitzt Marl ein Alleinstellungsmerkmal. Es ist der einzige Ankerpunkt, an dem ein noch in Betrieb bestehenden Industriestandort sich befindet. Von den Wasserständen zum Industriepark lässt sich eine interessante Fahrradroute schaffen mit Wegführung entlang des Sickingmühlenbaches. Der Besuch des Chemieparks kann Ausgangspunkt eines Verweilens der Radler in Marl bedeuten. Eine Übernachtung inclusive und die Frage: Welche weiteren touristischen Angebote gibt es in Marl oder was könnte von Interesse sein und kann vermarktet werden? Skulpturenmuseum, Marl’s Architekt(o)ur, die Standorte des Heimatvereins Marl, Bergbautradition in Marl und im Kreis Recklinghausen, die Haard oder das Marler Outlet Center. Erst recht wenn die Brinkfortshalde mit in die Freizeitgestaltung eingebunden werden kann. Ein Verweilen in Marl ist sicherlich ein erlebnisreicher Stopp an der Lippe-Römer-Route.

Mit freundlichen Grüßen

Thomas Terhorst              Peter Gesser